“Boston” by Steinway and Sons
Für ein bevorstehendes Solo-Piano-Album sind Dominik und ich auf der Suche nach einem Flügel in besonderer Akustischer Location. Dafür haben wir heute die Aula des John-Brinckman-Gymnasiums unter Leitung von Frau Agnes Nickel betreten und durften dort den neuen “Boston” ausprobieren und aufnehmen.
Raumakustik
Die Aula des Gymnasiums ist wirklich imposant und hat eine recht lange Nachhallzeit in Bereichen von 1500 Hz bis hoch in die 12000 Hz (rein vom Höhreindruck). Hervorzuheben ist die architektonische Beschaffenheit der Aula. Der Fußboden, die Decke, sowie Teile der Wände sind komplett aus Holz. Des weiteren haben wir an einer der beiden Längsseiten eine Fensterfront mit großen Schreiben. Am Kopfende befindet sich eine Steinwand und am Fußende auf ca. 3-4m ein kleiner Oberrang für 10-20 Gäste. In den ersten Momenten des Anspielens, aber auch später, hat uns die Akustik nicht überzeugt – das wird sicherlich in der “Leere” der Aula begründet sein, denn hohe Frequenzen haben sich stark überlagert, was unser Hörerlebnis negativ beeinflusst hat. Die Aufnahme jedoch beweist das Gegenteil – also müssen wir das Ganze mit vollbesetztem Publikum wohl nochmal aufnehmen 🙂
“Boston” by Steinway and Sons
Der Flügel ist ganz charakteristisch in schwarzem Hochglanz gehalten und erstrahlt auf der Empore. Dominik nahm gleich Platz und hat sich am offenen Flügel warm gespielt. Derweil habe ich überlegt, wo ich die beiden Aufnahmegeräte am besten platziere.
Das Tascam DR-70D wurde nach einigem Hin und Her direkt vor Dominik auf die Ablage mit Richtung zu den einzelnen Saiten ausgerichtet. Dies soll uns zumindest für einen ersten Test möglichst viel Direktschall liefern, ohne dass durch die Akustik der Klang verwaschen wird. Mit dem Zoom H2n habe ich mich in den ersten 1-2 Sitzreihen probiert und schlussendlich einen schrägen Blickwinkel auf das Klavier mit einer Entfernung von gut 5 Metern gewählt. Das Ziel war ein Verhältnis von 50:50 Prozent zwischen Direkt- und Raumschall, um die Spur später dem Direktschallsignal beizumischen. Hier unser Ergebnis:
Dominik Grunau am NI Kontrol S49
Im Studio haben wir neben den aufgenommen Tracks mit einem neuen aber gebrauchtem NI Kontrol S49 MK1 und dem VST-Instrument “The Grandeur” von Native Instruments eine Gegenprobe gemacht. Dominik betont hier ganz klar einen Unterschied zur Anschlagdynamik der Tasten. Beim “Boston” Flügel muss natürlich ein gewisser Druck ausgeübt werden, damit überhaupt ein Ton angestoßen wird, wobei beim Kontrol S49 bereits sehr sanfte und zarte Töne erklingen. Weiterhin sagt Dominik, mit dem Blickwinkel eines Komponisten, dass das Erstellen von einzelnen Midi-Noten sehr gefühlvoll und detailliert umgesetzt werden kann, jedoch das Spielgefühl eines Flügels nicht wiedergespiegelt wird.
Darin sehen wir aber natürlich auch unseren Vorteil für gemeinsamen Projekte: Aktuelles Projekt, welches wir auch derzeit in den Medien als Fan-Art verteilen ist unser Soundtrack zu Disney’s Gargoyles. Wir haben uns 2 Fan-Filme organisiert, diese zusammengepackt und anschließend einen Soundtrack dafür geschrieben. Hier könnt Ihr euch das Ergebnis anhören und auch ansehen:
https://www.youtube.com/watch?v=1-MJd9oPGhU
Raumakustik verbessern
Zu guter Letzt sei noch erwähnt, dass meine neuen 4 Breitbandabsorber fertig sind – Rot ist das neue Schwarz, oder war es weiß? Als Motivation möchte ich hier das DIY Tutorial vom Produzentenkreis erwähnen, durch welches ich die Absorber schnell nachbauen konnte! Diese werden sich mit den jeweils 20 cm dicken Schichten aus einer Mischung von Schaumstoff und Steinwolle den Frequenzen im Studio nun noch etwas mehr entgegenstellen. Dazu werde ich noch eine neue Messung vornehmen und euch über die neuen Erkenntnisse demnächst informieren.
Bis dahin
Martin